Arbeitsinklusion – Arbeitsintegration
Arbeitsinklusion und Arbeitsintegration sind zwei verwandte, aber unterschiedliche Konzepte im Kontext der Beschäftigung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder Behinderungen.
Arbeitsintegration – die unterstützende Massnahme
Das Konzept der Arbeitsintegration bezeichnet den Prozess und den Ansatz der Eingliederung von Menschen mit Behinderungen in den bestehenden Arbeitsmarkt. Ziel ist es, diese Personen an die vorhandenen Strukturen anzupassen. Wesentliche Aspekte der Arbeitsintegration sind:
- Unterstützung bei der Arbeitsplatzsuche und -vermittlung
- Anpassung des Arbeitsplatzes an die Bedürfnisse der Person
- Berufliche Aus- und Weiterbildung
- Umschulung oder Wiedereingliederung
- Früherfassung und Frühintervention bei gesundheitlichen Problemen.
Die Arbeitsintegration hat das Ziel, Menschen mit Behinderungen die Teilnahme am Arbeitsleben zu ermöglichen. Dafür werden oft spezielle Massnahmen und Unterstützungsleistungen eingesetzt.
Arbeitsinklusion – die Chancengleichheit-Massnahme
Das Konzept der Arbeitsinklusion geht über die bisherigen Prozesse und Ansätze hinaus und verfolgt im Kernfokus als wesentliche Basisgrundlagen ganzheitliche Ansätze. Im Mittelpunkt steht die Schaffung eines inklusiven Arbeitsmarktes, der von vornherein die Vielfalt menschlicher Fähigkeiten und Bedürfnisse berücksichtigt. Zentrale Merkmale der Arbeitsinklusion sind:
- Gestaltung eines offenen, integrativen Arbeitsmarktes und Arbeitsumfelds
- Betrachtung von Behinderung als normalen Bestandteil menschlicher Vielfalt
- Abbau von Barrieren und Stigmata in der Arbeitswelt
- Förderung der Gleichberechtigung und Nichtdiskriminierung
- Ermöglichung eines selbstbestimmten Lebens inmitten der Gesellschaft.
Das Ziel der Arbeitsinklusion besteht darin, die Arbeitswelt so zu gestalten, dass Menschen mit Behinderungen ohne spezielle Anpassungen oder Sondersysteme teilhaben können.
Grafik Empowerment – Arbeitsinklusion Coach --> Link
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Die Arbeitsintegration fokussiert sich klar auf die Anpassung des Individuums an bestehende Strukturen. Die Arbeitsinklusion zielt hingegen auf eine grundlegende Veränderung der Arbeitswelt ab.
Beide Konzepte verfolgen jedoch das übergeordnete Ziel, Menschen mit besonderen Bedürfnissen die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen und damit ihre gesellschaftliche Inklusion zu fördern.
Die Arbeitsintegration passt das Individuum an bestehende Strukturen an. Die Arbeitsinklusion verändert die Arbeitswelt grundlegend. Beide Konzepte verfolgen das Ziel, Menschen mit besonderen Bedürfnissen die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen und damit ihre gesellschaftliche Inklusion zu fördern.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Zusammenarbeit verschiedener Akteure unerlässlich. Dazu zählen Arbeitgeber, staatliche Institutionen, Sozialversicherungen und nicht zuletzt die Soziale Arbeit, die eine entscheidende Vermittlungs- und Unterstützungsfunktion einnimmt.
Komponenten des Inklusionserlebens
Das Inklusionserleben am Arbeitsplatz setzt sich aus zwei Hauptkomponenten zusammen:
1. Zugehörigkeit:
Das Gefühl, eine starke und positive Bindung zum Arbeitsteam zu haben.
2. Authentizität:
Die Möglichkeit, in Übereinstimmung mit dem wahren Selbst zu fühlen und zu handeln, ohne sich verstellen zu müssen.
Auswirkungen auf Arbeitnehmende
Ein echtes «Mittendrin-Sein» hat positive Auswirkungen auf verschiedene Aspekte des Arbeitslebens:
- Gesundheit und Wohlbefinden:
Inklusionserleben kann negative Folgen wie Stress, Angst und Depressionen verhindern.
- Arbeitszufriedenheit:
Mitarbeitende, die sich inkludiert fühlen, weisen eine höhere Arbeitszufriedenheit auf.
- Produktivität:
Ein inklusives Arbeitsumfeld kann zu einer gesteigerten Produktivität führen.
Herausforderungen in der modernen Arbeitswelt
Die Arbeitswelt von heute ist ständig im Wandel. Unternehmen müssen ihre Innovationsfähigkeit steigern und gleichzeitig das laufende Geschäft absichern. Deshalb ist es unerlässlich, dass alle Mitarbeitenden – unabhängig von ihren individuellen Voraussetzungen – «mittendrin» sein können.
Für Unternehmen ist es von grosser praktischer Bedeutung, ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen, denn es fördert die Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen.
Es verbessert die Beziehungen zu Arbeitskollegen und Arbeitsvorgesetzten und reduziert negative Auswirkungen wie affektive Fluktuation.
Es ist also in unserem Interesse, ein «Mittendrin und dabei sein» in der Arbeitsumgebung und der Arbeitskultur zu schaffen. Wir müssen alle Mitarbeitenden – unabhängig von ihren individuellen Merkmalen oder Einschränkungen – als vollwertige und wertgeschätzte Teammitglieder wahrnehmen und ihnen ermöglichen, sich authentisch einzubringen. Das geht weit über blosse Anwesenheit oder formale Integration hinaus. Es hat positive Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen sowie das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der einzelnen Mitarbeitenden.
Welche Massnahmen können Arbeitgeber ergreifen, um Arbeitsinklusion zu fördern?
Um Arbeitsinklusion zu fördern, können die Arbeitgeber verschiedene Massnahmen ergreifen:
Unternehmenskultur und Führung
- Verpflichtung der Unternehmensleitung zur Inklusion als Grundvoraussetzung.
- Schulung von Führungskräften zu Vielfalt & Inklusion.
- Entwicklung eines inklusiven Führungsstils.
- Schaffung einer offenen Teamkultur.
Personalmanagement und Rekrutierung
- Barrierefreie Gestaltung des Personalmanagements.
- Anwendung einer «Null-Diskriminierung»-Regel bei der Auswahl von Bewerbungen.
- Möglichkeit anonymer Bewerbungen ohne Namen oder Bilder.
- Flexible Arbeitsmodelle wie Home-Office, Teilzeit oder benötigte Auszeiten anbieten.
Arbeitsplatzgestaltung
- Barrierefreie Zugänglichkeit des Arbeitsplatzes für Menschen mit Behinderungen.
- Einrichtung von Kinderzimmern, Kitas oder Kindergärten für Eltern.
- Moderne Büroausstattung für effizientes Arbeiten.
Kommunikation und Bewusstseinsbildung
- Einrichtung eines Kommunikationskanals für Vielfalt & Inklusion -Themen und Projekte
- Regelmässige Information der Mitarbeitenden über Vielfalt & Inklusion – Prozesse, Massnahmen und Umsetzungen.
- Zelebrierung von Feiertagen oder Gedenkmonaten für unterrepräsentierte Gruppen.
Weiterbildung und Entwicklung
- Angebot von Lern- und Entwicklungsworkshops für Mitarbeitende.
- Festes Trainings-Weiter-Ausbildungsbudget für jeden Mitarbeiter.
- Regelmässiges Feedback von Führungskräften.
Work-Life-Balance und Gesundheit
- Flexible Arbeitszeiten ermöglichen.
- Betriebliches Gesundheitsmanagement und Burn-out-Prävention.
- Aktualisierung der Richtlinien zur Abdeckung von Abwesenheitstagen aufgrund Erkrankungen.
Netzwerke und Zusammenarbeit
- Förderung von Netzwerken zur Bewusstseinsbildung und Wissenstransfer.
- Teamevents und Betriebssport organisieren.
Vergütung und Anerkennung
- Gleiche Bezahlung für ähnliche Positionen sicherstellen.
- Sichtbare Anerkennung für Mitarbeitende, die sich für Inklusion einsetzen.
Durch die Umsetzung dieser Massnahmen und weiteren betriebsinternen Massnahmen können Arbeitgeber aktiv zur Förderung der Arbeitsinklusion beitragen und ein offenes, integratives Arbeitsumfeld und eine entsprechende Arbeitskultur schaffen, dass die Vielfalt & die Inklusion der Mitarbeitenden wertschätzt und unterstützt.
